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After 15 years - 2

Judah wachte als erstes auf und sah auf die Uhr. Es war schon sehr spät, also ging er zum Schlafzimmer seiner Mutter. Er klopfte an der Türe. Dadurch wurde Nakia wach. „Judah? Komm doch herein.“, sagte sie und er trat ein. „Wie geht es dir?“, fragte er und deutete auf ihren Oberschenkel. Nakia schlug die Decke hoch. „Verdammt... es hat weiter geblutet.“, sagte sie, als sie sah, dass der Verband durch und durch rot war. Judah nahm den Verband ab und reinigte die Wunde schnell mit einem Tuch. Dann ging er in sein Zimmer und holte aus seinem Koffer einen Klebeverband. „Drück die Wunde bitte zu.“, sagte er und kam zurück. Er sah sich die Wunde genau an und klebte den Verband darauf. Dieser war dicht. Er nahm eine neue Rolle mit normalen Verband und wickelte ihn darum. Dafür hob er dieses mal das Bein an. Nakia beobachtete, wie ihr Sohn sie verarztete und sagte lächelnd: „Du machst dir zu viele Sorgen. Dennoch Danke..“. Judah hob sie aus dem Bett und setzte sie in den Rollstuhl. „Ich mache eben Frühstück. Kommst du gleich?“, fragte er und Nakia nickte. „Gerne.“, sagte sie und nahm das Kleid vom Stuhl. Vorsichtig zog sie sich um. In den Rollstuhl komme ich schon alleine... Ich bin viele Jahre auch ohne dich klargekommen. Du brauchst mich nicht immer tragen. Judah ging in die Küche.
 
In der Küche angekommen holte er Brötchen und Aufschnitt hervor. Dann deckte er den Tisch. Er legte sogar eine decke auf den Tisch und stellte eine Kerze in die Mitte. Diese zündete er an, als seine Mutter kam. Nakia lächelte und rollte an den Tisch. Judah setzte sich auch. Sie aßen gemeinsam, doch redeten kein Wort, bis Nakia das Schweigen brach. „Du hast doch nicht etwa wieder das selbe wie gestern vor, oder?“, fragte sie, doch Judah schwieg. Nach einer weile nickte er. „Ah...“, sagte Nakia und aß weiter. „Warne mich aber bitte vor, ja? Ich hatte gestern wirklich Panik..“. Judah lachte. „Entschuldige...“, sagte er. „Ich war etwas zu grob. Natürlich sage ich Bescheid..“. Als sie aufgegessen hatten, erhob sich Judah vom Tisch und begann ihn abzudecken. Nakia half ihm dabei. Danach gingen sie ins Wohnzimmer. Judah reichte seiner Mutter die Hände. „Nur, wenn du bereit bist.“, sagte er lächelnd und Nakia ergriff seine Arme. Dann hielt auch Judah sie feste und zog sie behutsam aus dem Rollstuhl. Sie bemühte sich sehr, so lange zu stehen, wie es nur ging, doch nach wenigen Sekunden verließ sie die Kraft. Judah sah seiner Mutter in die Augen und sah ihren Kampfgeist endgültig erwachen. „Warte. Halte mich noch einen Moment.“, sagte Nakia und richtete sich wieder auf. Mit sehr viel mühe schaffte sie es, zwei schritte zu gehen. Dann gaben ihre Beine wieder nach. „Warte! Lass eine Hand los.“, sagte sie und Judah sah sie fragend an. „Woher nimmst plötzlich du die Kraft dafür?“, fragte er und Nakia sah ihm in die Augen. Sie antwortete: „Ich weiß es nicht, aber ich will mit meinem ganzen Herzen. Mit aller mir zur Verfügung stehenden Macht..“. Judah nickte und ließ ihre rechte Hand los. Seine Mutter sank auf die Knie, doch sie sagte: „Das muss ich alleine Schaffen. Zieh mich nicht hoch. Pass nur auf, dass ich nicht umkippe..“. Nakia hielt einen Moment inne und begann langsam aufzustehen. Dann stieß sie Judahs linke Hand weg und konzentrierte sich. Ihr linkes Bein knickte ein und Judah eilte zu Hilfe. „Lass es erst mal gut sein. Das war gerade unglaublich!“, sagte er und nahm sie in die Arme. Sie antwortete: „Verdammt... Wirklich?“ Judah nickte. Nakias Augen glänzten. Ich habe endlich mal meine ganze Körperliche Kraft für das richtige eingesetzt. „Judah? Du bist der beste Sohn, den eine Behinderte Frau wie ich haben kann.“, sagte sie und Judah antwortete lachend: „Und ich habe die verrückteste Mutter auf der Erde..“. Auch Nakia lachte, doch langsam machten sich die ungeheuren Anstrengungen bemerkbar. Judah bemerkte dies auch und hob sie hoch. „Weißt du, wie seltsam das für mich ist, wenn du mich trägst? Früher, da habe ich dich immer getragen... Umgekehrt ist das schon ungewöhnlich.“, sagte sie. Judah lächelte und trug sie zum Rollstuhl. „Nein... Lass mich bitte auf dem Sofa runter.“, bat sie und ihr Sohn gehorchte. „Morgen kommt Sarah.“, erzählte er, „Sie ist ein großer Fan von dir... weiß aber noch nichts davon, dass du im Rollstuhl sitzt und auch nicht, dass du meine Mutter bist..“. Nakia nickte. „Kein Problem. Aber dass sie davon nichts weiß, ist auch ungewöhnlich.“, sagte sie und die beiden lachten. Sie nahm das alte Fotoalbum, was seit gestern auf dem Tisch lag und schlug es auf. Zusammen sahen sie sich die Bilder an. „Damals fiel das mit dem gehen und stehen überhaupt nicht schwer.“, lachte Nakia. Judah hielt einen Moment inne und überlegte. „Damals hatten wir andere Probleme.“, sagte Judah. Nakia blieb still. „Ich vermisse deinen Vater.“, sagte sie traurig. Judah nickte still. Zusammen saßen sie mehrere Stunden und sahen sich alte Fotoalben an. Dabei redete keiner von beiden.
 
Es war spät Abends, als das Telefon klingelte. Nakia nahm das Telefon vom Tisch und ging dran. „Babylonia?“, meldete sie sich. Es war Rin Fujitaka, der Schulleiter der Privatschule. >>Rin hier. Es gibt einen kleinen Notfall. Ein Problem mit der Zimmerbelegung. Kannst du morgen kommen?<<. „Ach Rin... das ist gerade schlecht. Morgen kommt die Verlobte meines Sohnes zu Besuch. Ich kann nicht zur Tarentosukuru kommen... Kannst du nicht?“, fragte Nakia. >>Aber nur, weil du es bist. Wo bist du denn gerade? Dann reise ich morgen früh an. Ein Tag Urlaub könnte mir auch nicht schaden.<<. Nakia lachte und antwortete: „Ich bin in meinem Haus in Greenwich, Churchstreet 3. Ich und Judah werden dich gegen 12 am Flughafen abholen, okay? Ich werde dir das Gästezimmer richten. Vergiss deine Unterlagen nicht.“ Rin lachte. >>Ich freue mich, dich mal zuhause besuchen zu können. Wir sehen uns also morgen. Schönen Tag noch!<<. „Rin... es ist später Abend!“, sagte Nakia. Rin lachte und legte auf. „Wer war das?“, fragte Judah. „Rin, der Schulleiter. Es gibt ein kleines Problem. Wir werden ihn morgen am Flughafen abholen.“, antwortete Nakia. „Keine Sorge. Sarah kann trotzdem kommen und hier übernachten..“. Judah nickte. „Ich werde jetzt ins Bett gehen. Das solltest du auch tun. Gute Nacht.“, sagte Nakia müde und rollte erschöpft in ihr Schlafzimmer. Sie zog sich um und legte sich ins Bett. Judah machte alle Lichter aus und ging auch ins Bett.
 
Am nächsten Morgen schlug Nakia ihre Augen zuerst auf. Es war kurz vor 7. Sie rollte zu Judahs Zimmer und klopfte. Als er herauskam, lächelte sie. „Guten Morgen.“, gähnte sie. „Könntest du mir mal kurz helfen? Ich komme an mein gutes Kleid nicht heran..“. Judah rieb sich die Augen und räkelte sich. „Klar.“, sagte er und ging zum Schrank. „Das weiße mit den langen, goldverzierten Ärmeln?“. Nakia nickte: „Genau das..“. Judah holte es vorsichtig heraus und legte es auf das Bett. „Ist es okay, wenn ich mir noch mal die Wunde ansehe?“, fragte er und seine Mutter zeigte die Wunde. „Sie schließt sich bereits.“, sagte sie und Judah nickte. „Ich geh mich anziehen.“ Judah verließ das Zimmer und zog sich eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd an. Nakia bemühte sich, das Kleid nicht kaputt zu machen, als sie es anzog. Es war sehr schmal geschnitten und passte wie angegossen. Als sie es an hatte, war sie zufrieden. Sie rollte in die Küche und bereitete das Frühstück vor. Ihr Sohn bezog währenddessen das Bett im Gästezimmer. Als er fertig war, aß er mit seiner Mutter gemütlich ein Brötchen. Danach räumte er auf. Bevor sie losfuhren sah Nakia Judah an und sagte: „Ich versuch es noch einmal... Hilfst du mir wieder?“. Ihr Sohn lächelte. „Sehe ich da etwa Kampfgeist in deinen Augen?“ Nakia nickte. „Oh ja.“, sagte sie bestimmt. Nakia reichte Judah beide Hände und ließ sich von ihm aus den Rollstuhl ziehen. Sie sah sehr ernst aus und ging mit Judahs Hilfe auf die Terrasse. Hubert, der gerade zufällig an dem Haus vorbeiging, sah das und traute seinen Augen kaum. „W-Wie?!“, rief er. „Äh. Guten Morgen Nakia und Judah.“ Er winkte. Nakia hielt sich an der Veranda feste, während Judah den Rollstuhl und den Wagenschlüssel holte. „Kannst du noch, oder willst du dich setzen?“, fragte Judah. Nakia winkte ab. „Ein Weilchen kann ich noch. Hol du das Auto.“, sagte sie. Judah ging in die Garage und fuhr mit dem Rolls Royce vor. Hubert indes ging zu Nakia. „Wie machst du das denn?“, fragte er ungläubig. „Du bist doch Querschnittsgelähmt..“. Nakia sah Hubert angestrengt in die Augen. „Aber nicht von Geburt an, Hubert. Durch zahlreiche Operationen habe ich das Gefühl in den Beinen wiedererlangt. Dass ich hier einigermaßen sicher stehen kann verdanke ich Judah und seiner hartnäckigkeit. Dennoch kann ich nicht laufen... Zumindest nicht alleine und nicht lange. Das kleine Stück vom Wohnzimmer hierher war sehr anstrengend.“ Hubert sah Nakia an und lächelte. „Meinen Respekt hast du. Ich muss weiter. Man sieht sich!“ Dann ging Hubert. Judah stieg aus dem Wagen und holte den Rollstuhl. Nakia setzte sich und ließ sich zum Wagen schieben. Hubert beobachtete dies aus der ferne. Judah öffnete die Beifahrertüre und half seiner Mutter, in ihr Auto zu steigen. Den Rollstuhl packte er in den Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Dann fuhren sie los. „Der Wagen ist einsame Spitze.“, sagte Judah, als sie auf der Autobahn waren. Nakia lachte und antwortete: „Wenn du ihn haben willst, musst du wohl noch warten. Mein Führerschein läuft in 2 Jahren aus. Wenn ich bis dato nicht fähig bin, den Wagen zu fahren, verfällt meine Fahrerlaubnis. Dann bist du stolzer Besitzer eines sündhaft teuren, schwarzen Rolls Royce..“. Judah lachte auch. Als sie am Flughafen ankamen, parkten sie im Parkhaus. Es hatte eine spezielle Etage für die Autos von Prominenten, da in Greenwich schon mal wichtige Veranstaltungen waren. Judah stieg aus und wollte seiner Mutter in den Rollstuhl helfen, doch Nakia winkte ab. „Lass es mich erst mal selbst versuchen.“, sagte sie und hielt sich am Rahmen des Autos feste. Sie zog sich hoch und streckte ihre Beine aus dem Wagen. Langsam stieg sie aus und ließ sich in den Rollstuhl gleiten. Dann schloss sie die Türe. Judah schloss ab und schob seine Mutter ins Terminal. Dort warteten sie. Als die Maschine aus Tokio ankam, war sie gespannt. Freudestrahlend kam Rin ihr entgegen und öffnete die Arme, um sie zu umarmen. Nakia lächelte und stand für einen kurzen Augenblick auf. Dann fiel sie in Rins Arme. Dieser war perplex. „Nakia? Ich wusste ja gar nicht, dass du stehen kannst! Lass mich raten, dass ist Judahs verdienst, nicht? Ich kenn dich doch.“, sagte er und schüttelte Judahs Hand. „Freut mich, dich kennen zu lernen. Nakia hat viel von dir erzählt.“, sagte er. Judah lächelte. Nakia war verlegen. „Ich kann noch nicht lange stehen. Es ist anstrengend... Ein paar Meter laufen geht auch schon mit Hilfe. Und ja... Judah ist 'schuld'“, sagte sie lachend. Rin sah sie ungläubig an und nahm sie an der Hand. „Das will ich sehen.“, sagte er. Langsam ging Nakia ein paar wackelige schritte und fiel dann in Rins Arme. „Nicht schlecht. Respekt! Da hast du einiges geleistet Judah.“, sagte er anerkennend. Judah machte eine kurze Verneigung und lachte. „Das war viel Überzeugungsarbeit. Und Mutters innerer eiserner Wille.“, sagte er. Rin lächelte. „Den kenne ich ja schon. Wo steht denn dein Wagen, Nakia?“, fragte er und ließ Nakia in den Rollstuhl zurück. Die Leute um sie herum sahen Nakia verwundert an. Einige machten ein Foto, als sie sie erkannten. „Im Parkhaus.“, sagte Judah und schob Nakia zurück. Nakia nahm Rins Koffer entgegen und sagte lachend: „Ich muss ihn schließlich nicht tragen..“.
„Wo du recht hast, hast du recht.“, antwortete Rin lachend und küsste Nakias Hand galant. Sie wurde rot. Als sie wieder am Auto war, pfiff Rin anerkennend. „Ich habe also ein weiteres mal das vergnügen mit dieser Edelkarosse zu fahren?“, fragte er. Judah nickte. „Er lässt sich super fahren. Der wagen liegt super in der Kurve. Einfach Genial. Aber sie will mir den Wagen nicht so einfach überlassen. Willst du noch etwas Nervengift, Mutter?“, witzelte er. Nakia sah Judah böse an. „Nein, aber wenn du nicht aufpasst, bekommst du den Rest, den ich davon noch habe!“, sagte sie und ließ sich beim einsteigen helfen. Rin packte den Rollstuhl und seinen Koffer in den Kofferraum und stieg ein. Judah startete den Motor und fragte seine Mutter: „Meinst du das ernst?“. Nakia sah Judah in die Augen und antwortete: „Willst du es herausfinden?“. „Pass auf Judah. Deine Mutter ist schlagfertig. Ich traue ihr einiges zu!“, sagte Rin. Sie fuhren nach Hause.
 
Dort angekommen staunte Rin nicht schlecht. „Hier lebst du?“, fragte er und Nakia nickte. „Natürlich! Wo denn sonst?“, antwortete Nakia. Rin wurde still. Nakia ließ sich von Judah in den Rollstuhl helfen und fuhr zur Türe, während er den Wagen in die Garage brachte. Sie öffnete sie und ließ Rin eintreten. Er lächelte und sagte: „Gemütlich hier. Wirklich ein schönes Haus..“. Nakia lächelte und sagte: „Das beste kommt noch. Du hast die ganze 2. Etage zur Verfügung. Ich hoffe es gefällt dir. Ich kann dir jetzt nur nicht die Treppen hinauf folgen... Denke ich zumindest..“. Rin ging die Treppen herauf. Es gefiel ihm sehr. Nach wenigen Minuten kam er wieder herunter. „Komm ins Wohnzimmer, dann können wir alles Besprechen. Das müssen wir ja nicht machen, wenn Judahs verlobte kommt.“, sagte sie und rollte ins Wohnzimmer. Am Tisch blieb sie stehen. Rin folgte ihr und setzte sich auf das Sofa. Da kam Judah in das Haus und gab seiner Mutter den Schlüssel. „Vielen Dank Judah. Du bist ein Schatz.“, sagte sie. Rin holte aus seiner Tasche die Akten der neuen Schülerinnen und Schüler heraus und zeigte ein paar davon Nakia. „Das sind meine Schüler dieses Jahr?“, fragte sie und Rin nickte. „Wieder eine Bunte Truppe.“, sagte er lächelnd. „Nun. Wo liegt dein Problem?“, fragte sie. „Wir haben dieses Jahr zwei Schülerinnen und Fünf Schüler mehr als sonst. Eigentlich reicht unser Platz gar nicht.“, sagte er. Nakia überlegte. „Wir hätten im Lehrerhaus noch vier Zimmer frei. Nehmen wir die.“, sagte sie. „Zwei mal zwei Schüler, einer alleine. Die zwei Mädchen in ein Zimmer. Ganz einfach..“. Rin lachte. „Darauf bin ich gar nicht gekommen! Danke.“, sagte er. Nakia lächelte. Nach wenigen Momenten hielt sie sich den Kopf. „Geht es wieder los?“, fragte Rin besorgt. Nakia nickte kurz und stand wackelig aus dem Rollstuhl auf. Dann stürzte sie in die Küche und hielt sich an der Arbeitsplatte fest. Judah und Rin kamen sofort, um ihr zu helfen. Rin nahm sie vorsichtig am Arm, damit sie nicht hinfiel und Judah holte eine Flasche Wasser. Nakia nahm mit der freien Hand eine Tablette und spülte sie mit dem Wasser herunter. Einen Moment hielt sie sich noch den Kopf, dann ging es ihr wieder besser. „Danke ihr zwei... was ist nur in mich gefahren? Ich hätte euch doch direkt fragen können...“, sagte sie leise. „Kein Problem.“, sagte Rin und holte den Rollstuhl. Nakia setzte sich wieder. „Puh. Ich kann nicht mehr.“, sagte sie. Rin sah Nakia an und lächelte: „Du bist wunderschön.“, sagte er. Nakia wandte sich ab. „Rin... das stimmt nicht.“, sagte sie und rollte in ihr Zimmer. Judah tippte Rin an und sagte: „Gehen wir kurz nach oben..“. Die beiden gingen nach oben. Rin fragte Judah: „Was ist los? Ich meine solche Komplimente konnte sie seit ich sie kenne nie annehmen, aber warum nimmst du mich auf Seite?“. Judah antwortete: „Hier oben kann sie uns nicht hören. Es geht darum... Du willst gewiss wissen, warum, oder?“ Rin überlegte, nickte dann aber. „Sie hat am ganzen Bauch und Rücken Narben. Sie ist regelrecht davon übersät. Ich habe es vorgestern das erste mal gesehen.“, sagte er. Rin nickte. „Das ist doch nicht schlimm.“, sagte er. „Das ist aber nicht alles, oder?“. Judah schüttelte den Kopf. „Sie ist unglücklich... Ich kann es nicht mit ansehen. Und unser komischer Nachbar hat ein Auge auf sie geworfen... Mir wäre es lieber, wenn sie mit einem, den sie gut kennt zusammen kommt. Wenn du sie also mehr als nur magst, dann mach etwas daraus. Ich sehe, du machst ihr schöne Augen. Sie ist die beste Frau, die man nur haben kann.“, sagte er. Rin lächelte. „Du meinst also ich...“, fragte er und Nakias Sohn nickte. Sie gingen die Treppe herunter. Da klingelte es an der Türe. Als Judah sie öffnete, sprang ihm Sarah an den Hals. „Hey!“, rief sie lachend und sah sich um. „Wo ist denn deine Mutter? Dass ist ja genauso wie in den Film 'Zwei Rosen für dich' mit meiner Lieblingsschauspielerin Nakia Babylonia! Die Schwiegermutter ist so geheimnisvoll...“, plapperte sie. Nakia öffnete die Türe von ihrem Zimmer und rollte zur Türe. „...Wunderschön, aber verbittert. Ich kenne die Filme sehr genau. Willkommen.“, sagte sie und reichte Sarah die Hand. Sarah ergriff sie und schüttelte sie lachend. „Sie sind also Judahs Mutter? Er hat mir noch gar nichts über Sie erzählt.“, sagte sie. Nakia lächelte. „Mir geht es genau so Sarah. Ich weiß lediglich Ihren Vornamen. Meinen dürfen Sie gerne erraten. Ich bin mir sicher, Sie kommen darauf.“, sagte sie. Sarah wurde auf einmal ganz still. Die Frau, die ihr gegenüber saß, kam ihr irgendwie bekannt vor. „Sie sind doch nicht... Kann das sein, dass Sie lebt?... Judah? Hast du deswegen?“, stammelte sie. Nakia sah Sarah in die Augen. Judah nickte. „Ja. Ich wollte, dass du mich magst, wie ich bin, nicht, weil meine Mutter deine Lieblingsschauspielerin ist.“, sagte er. Sarah hielt sich an der Türe fest. „Das muss ich erst einmal verarbeiten. Das ist doch unmöglich. Sie sind es Nakia Babylonia! Das überlebe ich nicht.“, sagte sie. Nakia rollte ein Stück nach hinten. „Komm doch erst mal rein, bevor du in Ohnmacht fällst.“, sagte Nakia. Judah nahm Sarah an der Hand und führte sie ins Wohnzimmer. Nakia folgte ihnen, geschoben von Rin. Judah, Rin und Sarah setzten sich aufs Sofa. „Möchte jemand Kaffee oder etwas anders?“, fragte Nakia. Rin und Sarah erhoben ihre Hand. Nakia nickte und rollte in die Küche. Sarah fragte Judah: „Was ist mit ihr passiert? Sie wirkt so... anders.“.. Judah sah Sarah in die Augen und antwortete: „Frag sie das lieber, wenn du mit ihr alleine bist.“ Nakia hörte, was im Wohnzimmer gesprochen wurde und bereitete den Kaffee zu. Als er durchgelaufen war, stellte sie die Kanne und drei Tassen und ein Glas auf ein Tablett. Dieses stellte sie auf die Armlehnen ihres Rollstuhls und rollte ins Wohnzimmer zurück. Dort stellte sie das Tablett auf den Tisch. „Das ist übrigens Rin Fujitaka. Ein guter Freund von mir.“, sagte sie. Rin verneigte sich kurz. „Ich brauch mich ja nicht weiter vorzustellen.“, sagte sie. „Sie sind also die verlobte meines Sohnes, Sarah?“
Sarah nickte. „Ja. Sarah White. Wir haben uns im Kino kennen gelernt. Ich liebe ihn sehr. Sie dürfen mich gerne duzen!“, sagte sie. Nakia lächelte: „Mich ebenfalls. Fan hin oder her.“ Sie unterhielten sich eine ganze weile angeregt über alles Mögliche. Da bat Sarah Nakia um eine Frage unter vier Augen. Nakia wusste, was kommen würde. „Natürlich Sarah. Ich weiß, worüber du reden möchtest. Es ist mir verständlich... Du möchtest wissen, wie die Mutter deines Geliebten, die gleichzeitig eine deine Lieblingsschauspielerin ist in den Rollstuhl gekommen ist, nicht?“, sagte sie, als sie von ihr gefolgt in ihr Schlafzimmer rollte. Sarah nickte und sagte: „Ja. Das würde mich sehr interessieren..“. Nakia deutete auf ihr Bett. „Setz dich doch.“, sagte sie freundlich und Sarah setzte sich. „Was möchtest du hören? Die offizielle Version, oder die erschreckende Wahrheit?“, fragte Nakia mit einem ernsten Gesichtsausdruck. „Die Wahrheit natürlich.“, sagte Sarah. Nakia nickte und erzählte: „Es war vor sechzehn Jahren am Filmset... Wir drehten gerade für eine Action-Serie. Ich war der Gast-Star und sollte das Opfer spielen. Ich sollte überfahren werden. Ein leichter Stunt, den ich eigentlich immer selbst ausgeführt habe. Das Auto hatte jedoch einen defekt und erwischte mich unglücklich mit einer für mich ungünstigen Geschwindigkeit...“ Sarah war wie gebannt. „... Ich wurde durch die Luft geschleudert, riss mir mein Gesicht an einem Laternenpfahl und landete mit voller Wucht gegen den nächsten. Ich weiß nur noch, dass mir das Blut über das Gesicht lief. Dann fiel ich ins Koma für eine Woche. Seitdem bin ich nicht mehr vor die Kamera getreten, da ich seitdem so aussehe. Was ich nicht wusste... Das war ein Anschlag auf mich und ein halbes Jahr, nach dem Tod meines Mannes folgte der nächste. Ich arbeitet seit meinem Unfall als Lehrerin. Mein Hausarzt jubelte mir auf Befehl eines Gewissen Mannes... Der Name unwichtig, eine geringe Dosis Neurotoxin in meiner Medizin gegen meine Migräne. Ich wäre bald daran gestorben. Wie du siehst bin ich noch mit dem Leben davongekommen. Das ist die Geschichte hinter dem Rollstuhl in der Kurzfassung.“ Sarah sah Nakia ungläubig in die Augen. „Du glaubst mir nicht?“, fragte Nakia und Sarah antwortete: „Ich weiß nicht... Sie veräppeln mich doch..“. Nakia lachte kurz auf und zog die Vorhänge zu. „Du willst also mehr Beweise, als die Narbe in meinem Gesicht? Das kannst du gerne haben.“, sagte sie und streifte das Kleid nach unten, dass ihre Narben sichtbar wurden. „Dies sind keine gewöhnlichen Narben, wie man unschwer erkennen kann.“, sagte sie ernst. Sarah sah sich die Narben an und nickte. „Operationsnarben. Und zwar ganz schön viele. Die können nur von einem Schweren Unfall stammen.“, sagte sie. Nakia nickte, zog ihr Kleid wieder zurecht und rollte zu ihrem Schrank. Sie holte ein Kristallfläschchen. „Das ist der Rest des Schmerzmittels für meine Migräne... Versetzt mit dem Gift... Ich behielt es als Warnung an mich. Das ist der letzte Beweis.“, sagte sie. Sarah ging zum Fenster und öffnete die Vorhänge wieder. Nakia indes stand langsam auf und ging mit langsamen Schritten zu ihr. Dabei hielt sie sich an der Wand fest. Sarah starrte sie an. „Was... Tu das nicht!“, sagte sie und hastete zu ihr. Sie hielt sie fest. Nakia bemerkte erst jetzt, dass Sarah einen halben Kopf kleiner war als sie. Sie sah ihr in die Augen und sagte: „Ich möchte dir etwas sagen... Und dir dazu gegenüberstehen. Wenn du Judah heiraten möchtest, schwöre mir, dass du ihm bis zum bitteren Ende treu sein wirst. Ich möchte nicht, dass du meinen Sohn mit jemand anderen betrügst.“ Sarah sah Nakia verwirrt an und nickte. „Natürlich. Ich schwöre es.“, sagte sie mit ernster Miene. Nakia nickte kurz. „Ich nehme dich beim Wort und wehe ich erfahre, dass du den Schwur gebrochen hast. Ich mag kaum stehen können, aber die Kraft in meinen Händen ist groß.“, antwortete sie. Da gaben ihre Beine nach und Nakia lag auf dem Boden. Sie fluchte. Sarah war kurz erschrocken, reichte ihr aber die Hand. Nakia ergriff sie. Sarah versuchte sie hoch zu ziehen, doch sie war nicht stark genug. Nakia sah dies einen kurzen Moment an und schüttelte den Kopf. „Bleib stehen, das reicht mir.“, sagte sie und griff nach Sarahs Arm. Dann zog sie sich langsam wieder hinauf. Sarah sah sie nur stumm an. Dann lächelte sie und brachte sie zum Rollstuhl zurück. Seufzend setzte Nakia sich wieder und sah nach oben in Sarahs Gesicht. „Vielen Dank.“, sagte sie. Zusammen begaben sie sich wieder in das Wohnzimmer. Rin stand auf. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Nakia nickte und antwortete: „Natürlich ist alles in Ordnung.“
 
Sie saßen noch stundenlang beieinander und unterhielten sich. Es war mittlerweile Abend, als Nakia fragte: „Ihr wollt heiraten, richtig?“. Judah nickte. „Natürlich... Und ich möchte dafür deinen Segen.“, antwortete Judah und umarmte Sarah. Nakia sah die beiden an. „Ich habe das Gefühl, ihr liebt euch wirklich... Und ihr passt gut zusammen. Ich werde eurem Glück nicht im Wege stehen. Ihr habt meinen Segen.“, sagte sie lächelnd. Judah schloss seine Mutter in die Arme und Sarah tat es ihm nach. Rin stand auf und erhob sein Glas. „Auf euch beide.“, sagte er und trank einen Schluck. „Ich werde mich jetzt zurückziehen. Es ist spät..“. Dann ging Rin die Treppe hinauf. Nakia lächelte. „Schlaf gut.“, sagte sie und trank ihr Glas leer. Sarah und Judah begannen miteinander zu kuscheln. „Nun... ich werde auch ins Bett gehen. Bis morgen früh.“, sagte sie und rollte in ihr Schlafzimmer. Judah ließ sich davon nicht beirren. Sie legten sich nebeneinander auf das Sofa und schliefen nach einer Weile. Nakia zog sich währenddessen um und auch Rin zog seine Kleidung aus. Dann legten sie sich in ihre Betten. 
 
Sie war beinahe eingeschlafen, da öffnete sich die Türe zu ihrem Zimmer. Verschlafen fragte Nakia: „Wer ist da?“. Dann sah sie Rins Silhouette. „Oh... Äh... Ich... Ich suche die Toilette...“, sagte er verlegen. „Dritte Türe rechts...“ Am Ende des Ganges..., sagte Nakia gähnend. Rin kratzte sich am Hinterkopf. „Darf ich reinkommen?“, fragte er und Nakia nickte nur stumm. „Setz dich... Was ist los?“, fragte sie. „Ich muss dir etwas beichten...“, sagte er. „Seit du an der Schule bist, kriege ich dich nicht mehr aus dem Kopf..“. Nakia richtete sich auf. „Wieso?“, fragte sie. Rin sah nach unten und antwortete: „Weil... Weil... Ich dich liebe...“ Nakia starrte Rin ungläubig an, senkte aber auch ihren Blick. „Mir geht es ebenso... So schwer es für mich auch ist zuzugeben.“, sagte sie leise. Er stand auf und setzte sich neben Nakia. „Und wie soll es nun weitergehen?“, fragte er. Sie hielt eine weile inne. Dann nahm sie ihn in die Arme und küsste ihn. „Wenn wir beide das gleiche fühlen, ist es wohl doch das richtige... Ich muss meinen Mann langsam hinter mir lassen... Er hätte es wahrscheinlich gewollt.“, sagte sie. Rin erwiderte den Kuss. Sie ließ sich zurück fallen und er fiel über sie her. Nakia packte in seine Haare und flüsterte: „...Rin...“ Es dauerte eine ganze weile, bis sie einschliefen.
 

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